Zu den Blogbeiträgen März 2021

 

Positive Gefühle

Nicht nur in der Coronazeit ist es wichtig für das persönliche Wohlbefinden zu sorgen. Wie bei vielen anderen Dingen auch , stimmt der Satz „Wer schaffen will muss fröhlich sein“ (Theodor Fontane) auch für das Erreichen und Erhalten von Abstinenz.

  • Eigentlich gibt es keine negativen Gefühle, da alle Gefühle einen sehr besonderen Wert haben. So hilft etwa Trauer , inne zu halten und sich Zeit zu nehmen für die Verarbeitung eines Verlusts.
  • Die sogenannten negativen Gefühle hatten im Laufe der Evolution den Sinn, uns Bedrohungen zu melden und damit das Überleben zu sichern. Sie drängen sich deshalb stärker in den Vordergrund und prägen sich stärker ein. Wir nehmen sie ernster, auf Kosten von positiven Gefühlen.
  • Positive Gefühle sind weniger drängend und intensiv. Deshalb ist es wichtig, sie aktiv zu fördern. Dadurch werden sie gebahnt und hinterlassen eine feste Gedächtnisspur (Fredrickson, 2011). Fredrickson geht aufgrund von Forschungsergebnissen davon aus, dass es für ein gesundes Leben wichtig ist, deutlich mehr positive Gefühle zu erleben als negative. Für die Forscherin sollten positive Empfindungen 3 Mal häufiger erlebt werden, um eine positive Aufwärtsbewegung zu erleben.
  • Lebensgewohnheiten lassen sich leichter verändern, wenn sie mit positiven Gefühlen verbunden sind. Deshalb ist es neben sozialer Unterstützung wichtig, dass bei angestrebten Veränderungen dafür gesorgt wird, dass positive Gefühle den Pfad der Veränderung säumen.
  • Es lohnt sich sehr bewusst positive Erfahrungen zu fördern und zu sammeln. Denn immer wieder ziehen wir im Leben Bilanz und fragen uns ob unser Leben sich lohnt und befriedigend erlebt wird. Positive Erlebnisse sorgen dafür, dass sich Zufriedenheit ausbreitet. Positive Erinnerungen sind im Alter ein Ort aus dem man nicht vertrieben werden kann. Um das Erleben von Wehmut darüber, etwas verpasst zu haben zu vermeiden, ist es hilfreich, sich zu sagen „mach es jetzt“ und fülle den Speicher positiver Erfahrungen
  • Positive Gefühle sind in schwierigen Zeiten jedoch oft mühsam zu erreichen und aufrecht zu erhalten. Sie sind jedoch dann umso wichtiger, um nicht auszubrennen und einen Ausgleich zu haben zu den negativen emotionalen Belastungen. Z. B. sind für pflegende Angehörige von Freude oder Vergnügen geprägte Erlebnisse wichtig, um die Kraft dafür zu haben, sich dieser schwierigen Aufgabe zu widmen. Alle unten genannten positiven Gefühle gilt es zu fördern und zu entwickeln. Dabei erscheinen vielleicht einige nicht so wichtig, wie etwa Ehrfurcht oder Interesse. Eventuell sind aber gerade die für uns persönlich bisher nicht so sehr geliebten Gefühle für die Bereicherung des Lebens besonders wichtig.

Welche positiven Gefühle gibt es?

Nach Fredrickson (2011) sind dies vor allem Freude, Dankbarkeit, Heiterkeit, Interesse, Hoffnung, Stolz, Inspiration, Vergnügen, Ehrfurcht und Liebe

Übung: Bitte schreiben Sie sich die oben genannten positiven Gefühle auf und hängen sich den Zettel irgendwo hin, wo Sie oft vorbei kommen. Sie sollen sich wenn Sie daran vorbei gehen kurz klar machen, dass diese wichtigen Emotionen ihr Leben bereichern können

Übung:Stellen Sie sich Ihre Körperhaltung bei den einzelnen Gefühlen vor. Machen Sie dann diese Köperhaltung nach, spüren Sie sie intensiv. Stellen Sie sich dann eine dazu passende Situation vor. Verbinden Sie dieses Gefühl mit einem bestimmten realen Ort an dem sie das Gefühl empfinden könnten. Das soll diese Gefühle stärker in ihrem Leben verankern.

Nonnenstudie von Danner, Snowdon & Friesen (2001)

Die sogenannte Nonnenstudie von Danner, Snowdon & Friesen (2001) zeigt, dass es einen deutlichen Zusammenhang zwischen positiven Gefühlen und Lebensdauer gibt. Die Forscher untersuchten persönliche Texte, die Nonnen beim Eintritt in den Orden in den 1940er Jahren geschrieben hatten, auf positive emotionale Aussagen.

Es zeige sich, dass die Nonnen, die in stärkerem Maße positive Emotionen ausdrückten im Schnitt 10 Jahre länger gelebt hatten, als diejenigen, die wenig positive Gefühle beschrieben hatten. Zusätzlich zeigte sich, dass diese Nonnen im Gehirn weniger Anzeichen von Alzheimer zeigten. Das Ergebnis bestätigt Untersuchungen, die zeigten, dass positive Emotionen das Immunsystem stärken und dass es einen starken Zusammenhang zwischen positiven Gefühlen und Gesundheit gibt.

Nach zahlreichen empirischen Studien entwickelte Barbara Fredrickson die Broaden & Build Theorie. Sie besagt, dass die Entwicklung positiver Gefühle die menschliche Wahrnehmungsfähigkeit erweitert und hilft eigene Ressourcen stärker zu nutzen.

  • Broaden: so wie Angst unsere Wahrnehmung und Aufmerksamkeit einengt, erweitern positive Emotionen unser Bewusstsein. Dies führt zu mehr Kreativität und Widerstandsfähigkeit.
  • Build: Fredrickson konnte auch zeigen, dass in einer Aufwärtsspirale positive Emotionen langfristig zu dem Aufbau von Ressourcen in körperliche, psychischer und sozialer Art beitragen. D. h. das Immunsystem wird gestärkt, die Beziehungsqualität intensiviert und depressive Reaktionen abgeschwächt. Sie sollten also hervorgerufen und intensiviert werden, auch im Sinne einer Rückfallprophylaxe.
Hinweis: in jedem neuen Blog wird in den nächsten Monaten ein positives Gefühl näher analysiert. Heute wird dies (siehe Punkt 5) die „Freude“ sein.

Gedanken zur Abhängigkeit

Das Phänomen Sucht

Abhängigkeit von Alkohol verbirgt sich lange Zeit hinter einer harmlosen Fassade. Die Segnungen der beginnenden Sucht stehen im Vordergrund und machen das Leben erst einmal einfacher. Der Geist aus der Flasche hüllt das Leben in eine Wolke von Entspannung, Glück und Vergessen.

Erst später, wenn man sich an die Segnungen des Suchtmittels gewöhnt hat und sie buchstäblich in vollen Zügen genossen werden, wird aus Spaß Ernst. Aus dem Wunsch nach dem Rausch wird ein Zwang zum Konsum. Die zunächst erlebte große Freiheit wird zu einer Diktatur durch den Alkohol, der die Kontrolle übernimmt. Es folgen eventuell Entzugserscheinungen indem der Körper den Alkohol nicht mehr erträgt und gleichzeitig eine genügend große Dosis das Aufbäumen des Körpers im Keim erstickt. Quasi als Brandbeschleuniger für den alkoholischen Flächenbrand wirkt sich die Toleranzsteigerung aus d. h. man verträgt nicht nur mehr, sondern man braucht auch mehr, um die inzwischen geliebte Wirkung zu erreichen.

Hier entwickelt sich ein Teufelskreis, bei dem der Teufel immer stärker den Steuerknüppel in der Hand hat. Vieles was vorher wichtig war verliert neben dem Alkohol an Wert, selbst Familie, nahe Beziehungen, Beruf und auch andere Quellen für Spaß und Lebensinhalt. Wie ein Gelähmter, der ein Unglück kommen sieht, aber unfähig ist, einzuschreiten sieht der Suchtkranke die Katastrophe kommen, ist aber zunächst über lange Zeit unfähig die Notbremse zu ziehen.

Verlauf: Bei Beginn eines abstinenten Lebens kommt es Vielen so vor, als ob alle Freuden dieser Welt jetzt vorbei wären. Es braucht in der Tat Wochen und Monate um zu erleben, dass das nicht so bleibt. Die Abwesenheit vom Suchtmittel kann also erst einmal ein Empfinden von Leere bedeuten. Das ist ähnlich einem Verschwinden von Depression oder Angst. Dies Verschwinden der Symptome muss noch nicht bedeuten, ab sofort glücklich oder zufrieden zu sein. Oft ist es unabhängig davon nötig, beim Aufbau von Wohlbefinden aktiv zu werden.

Virtueller Glückskeks

„Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue regnet es auch.“

Karl Valentin

Infobox

Ist Zufriedenheit angeboren? - Zum Teil ja!

Nach Untersuchungen der Zwillingsforschung ist etwa 50 % unseres Zufriedenheitsniveaus genetisch festgelegt. 10 % ist durch die äußeren Lebensumstände geprägt also etwa durch Armut, Reichtum, Schönheit, Partnerwahl etc. Immerhin 40 % sind demnach prägbar durch unsere Einstellungen und unser Verhalten. D. h. Wohlbefinden ist durchaus stark beeinflussbar durch unser Denken und Handeln (siehe z. B. Lyubomirsky 2008). Glück ist erlernbar. Wir haben unsere Zufriedenheit zu einem großen Teil selbst in der Hand und sollten mit Kopf (Kognition), Herz (Emotion) und Hand (Verhalten) was daraus machen.


Fortsetzungsrubrik 2021

Mehr positive Gefühle ins Leben bringen - Freude

Wir widmen uns in diesem Jahr der Förderung positiver Gefühle. Jeden Monat wird eines dieser Gefühle näher beleuchtet. Hier - nach einer Einführung in das Thema unter Punkt 1 - die nähere Betrachtung eines dieser Gefühle nämlich „Freude“.

„Freude treibt die Räder in der großen Weltenuhr“ für Schiller ist sie in der „Ode an die Freude“ das Element, das dafür sorgt, dass die Welt sich fortentwickelt. Dabei ist sie etwas, dass sich nicht notwendig in großen Dingen, wie dem Bestehen eines Examens oder einer Bergbesteigung zeigt. Häufiger erleben wir sie im Alltag bei kleinen Dingen, einem überraschenden Lächeln, einem Sonnenstrahl oder einem auf den Punkt richtig gekochten Frühstücksei.

Unsere Wahrnehmung ist in der Regel eine Auswahl, ob ich eher die negativen Aspekte wahrnehme oder mal mehr die positiven bzw. beides. Wir sehen unsere persönliche Wirklichkeit und nicht etwa „die Realität“. Wenn ich z. B. durch die Stadt gehe kann meine Wahrnehmung gezielt auf schöne und freudige Aspekte des Lebens richten (die anderen fallen mir schon von selbst wieder ins Auge).

Der Schriftsteller und Nobelpreisträger Andre Gide sagt: „Wisse, dass Freude seltener, schwieriger und schöner als Traurigkeit ist.“ Leichter macht dabei, dass Freude ansteckend ist und geteilte Freude sich vermehrt.

Bitte schreiben Sie auf, was Ihnen Freude macht, früher gemacht hat und machen könnte. Wählen Sie eine Sache davon aus und fragen sich, wie es Ihnen morgen gehen würde, wenn Sie heute genau das, was Ihnen Freude bereitet, gemacht hätten. Konstantin Wecker sagt in einem Lied: „Genießen war noch nie ein leichtes Spiel.“ Eine Sache, die Ihnen Freude macht ist auch mit Mühe verbunden, würde Ihr Leben aber schöner machen. Die Mühe könnte es wert sein, da wir jeden Tag nur einmal haben. Wieso nicht dafür einen Plan entwickeln? Welchen? Konkret: Womit fangen Sie an, mehr Freude in ihr Leben zu holen?

Machen Sie „Freude“ zu einer Grundhaltung. Verbreiten Sie Freude in Ihrer Umgebung, indem Sie z. B. ein witziges Foto von Ihnen per Mail verschicken oder auf ein Lied hinweisen, was Freude verbreitet. Schreiben Sie Zettel, die Ihrer Partnerin oder ihrem Partner zeigen, dass Sie an sie oder ihn denken. Alternativ ist auch die Frage erlaubt: „Habe ich Dir heute schon gesagt, dass ich Dich mag?“ (Falls dem so ist.) Meine Frau fragt das täglich, es führt zu einem netten Geplänkel, da ich immer antworte: „ Nein“ – ich erinnere mich an nichts.“

Darüber hinaus gibt es nichts, das Sie abhalten sollte, offen für die Freuden des Lebens zu sein. Damit ist nicht gemeint, sich jeden Tag irgendwas zu kaufen oder etwas zu konsumieren. Es geht eher um nicht materielle Dinge, die man bewusst wahrnimmt, wie die Blume in Ihrem Zimmer, den Sonnenuntergang, das Lächeln eines Kollegen oder das Essen in der Kantine. Wenn Sie „offen für Freuden“ sind finden sie sie überall.

Viel Freude bei der Umsetzung. Im nächsten Monat geht es an dieser Stelle um das positive Gefühl: Heiterkeit!

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