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Thema des Monats: GEBEN

Großzügig zu sein, mit anderen mitfühlen, nicht dauernd auf den eigenen Vorteil zu achten, entspräche nicht der Natur des Menschen, nahmen lange Zeit Philosophen und Psychologen an. Auch Darwin ging davon aus, dass die Stärksten überleben und nicht die sozialsten Menschen. Aber vielleicht stimmt das nur sehr bedingt. In der Kooperation mit anderen Menschen sind wir z. B. in der Lage, Dinge zu schaffen, die wir alleine nicht schaffen und so manches geht besser mit „A little Help from my Friends.“ Helfen macht glücklich und fördert Lebenssinn. Allein die Tatsache geben zu können hat einen hohen Wert. Da Geben mit Kontakt zu tun hat, werden Kontakte gepflegt und Einsamkeit entgegen gewirkt.

  • Übung: Wen sollte ich mal wieder einladen? Zum Essen, Kochen, Wandern oder was auch immer.

Dass Geben seliger als Nehmen ist, ist ein Fakt. Der Akt es Gebens macht Freude. Im Gehirn werden Gebiete angesprochen, die mit Freude verbunden sind. Dies gilt sogar schon, wenn Geben bei anderen beobachtet wird. Manchmal bremsen wir uns jedoch in unserer Großzügigkeit selbst. Dale Miller von der Stanford Universität stellte fest, dass unser erster Impuls oft das Teilen ist, dass der 2. Impuls dies jedoch stoppt, weil die Norm das Selbstinteresse zu fördern im Weg steht. Die Psychologin Elisabeth Dunn von der Universität British Columbia untersuchte 2 Versuchspersonengruppen. Eine Gruppe gab Geld für sich aus, die andere Gruppe für andere. Die zweite Gruppe war danach deutlich glücklicher.

  • Übung: Großzügigkeit – kenne ich die? Wie stehen Sie dazu? Probieren Sie es aus, indem Sie mehr Trinkgeld geben als sonst, eine größere Spende machen als gewöhnlich oder jemand einladen. Gucken Sie genau, wie Sie sich danach fühlen.

Das Gegenteil von Egoismus ist Altruismus. Man merkt hier schon gleich, dass das Wort „Egoismus“ für uns viel geläufiger ist. Studien ergaben jedoch, das Altruisten länger leben und weniger krank sind. Dabei ist es nicht immer hilfreich, wenn derjenige der etwas für andere tut, also z. B. Blut spendet dafür eine Belohnung bekommt. Die von innen kommende Motivation ist beim Helfen entscheidend. So erwarten auch nur 2 % der Blutspender eine Gegenleistung. Wenn wir jemand kennen, oder jemand in die Augen schauen, sind wir eher bereit zu helfen. Wichtig ist auch, wenn uns in der Vergangenheit öfter geholfen wurde, dann ist unsere Hilfsbereitschaft ausgeprägter. Altruismus ist ansteckend, wer andere beim Helfen beobachtet hilft auch selbst mehr.

„Nicht der ist reich, der viel hat, sondern der, der gibt.“ Erich Fromm

Schnell fragt man sich bei diesem Thema ob es nicht Grenzen des Gebens geben muss. Es gibt ja wohl auch ein „Helfersyndrom“ bei dem exzessiv geholfen wird, was für die Betroffenen letztlich schädlich ist. Auf Dauer führt das zu Frustration und vielleicht auch zum Ausgebrannt sein. Hier gilt es Bilanz zu ziehen und zu fragen welche Funktion das Helfen für das eigene Leben hat. Vielleicht hat es mit einer alten Helferrolle aus der Herkunftsfamilie zu tun. Oder etwa mit der Abwehr eigener Gefühle und Wünsche. Bei einer sehr verhärteten Fixierung dieser Rolle kann es hilfreich sein therapeutische Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Es gilt Grenzen des Gebens aufzuzeigen und Begrenzungen vorzunehmen. Adam Grant Psychologe und Professor einer Wirtschaftsuniversität beschreibt das bei sich selbst sehr rigoros. Er nimmt sich vor nur noch zu helfen, wenn es nicht länger als 5 Minuten dauert oder nicht mehr als 100 Stunden im Jahr. Klar ist jedenfalls, dass die eigene Bilanz stimmen muss zwischen Geben und Nehmen. Input und Output bedürfen der Balance. Nur mit vollem Akku kann man für andere da sein. Auf Dauer sollte Gewinn und Verlust gefühlt ähnlich groß sein. Im Bauch sollte beim Helfer ein gutes Gefühl zurück bleiben und die Leichtigkeit erhalten bleiben.

In der Solidargemeinschaft gilt die sogenannte „indirekte Reziprozität“ d.h. ich helfe jemand und der hilft jemand anderem. So profitieren alle. In Zeiten von Corona ist uns das z. T. schon gelungen. Auch nach dem 11. September meldeten sich 40.000 Ärzte , die bereit waren zu helfen. Beim menschengemachten Klimawandel ist es nötig, dass wir uns weltweit als Gemeinschaft sehen und wissen, dass wir es nur durch gemeinsames Handeln schaffen notwendige Ziele zu erreichen. Ohne die Liebe und Fürsorge von anderen - sprich Eltern und Erziehungspersonen - gelingt es uns Menschen kaum zu einem glücklichen und gesunden Menschen heran zu wachsen. Manchmal hängt unser Leben z. B. auf der Intensivstation von anderen Menschen ab, die bereit sind Verantwortung zu zeigen und eigene Freiheiten zu opfern. Dabei hilft das Vertrauens- und Empathiehormon Oxytocin. Dieser Neurotransmitter steigert das Wohlbefinden nicht nur beim Kuscheln sondern auch in anderen sozialen Situationen und fördert die Bindung zwischen Menschen.

Der Mensch ist gut (auch wenn es hier bei dem ein oder anderen und gelegentlich auch bei jedem Ausnahmen gibt). Darauf basiert das Funktionieren unserer Beziehungen, unserer Familien und der Gesellschaft. Wenn wir die Welt einmal verlassen, denken wir wahrscheinlich insbesondere an die schönen menschlichen Begegnungen, die wir erlebt haben. Jetzt ist es noch möglich, diese Erinnerungen zahlreicher zu machen.


Gedanken zur Sucht: Positive Ereignisse als Rückfallursache

Auch angenehme Stimmungen können das Rückfallrisiko steigern. Sie sind nicht der häufigste Anlass zu einer „Abstinenzunterbrechung“, aber steuern, wie Befragungen zeigen, etwa 20 % des Rückfallgeschehens. Noch ausschlaggebender sind jedoch fehlende Zuversicht bezogen auf die Abstinenz oder mangelnde Selbstwirksamkeitserwartung („Ich schaffe das nicht“). In der Weihnachtszeit warten besonders viele Reize, wie ein bestimmtes Essen, Gerüche, Gewohnheiten, Erinnerungen und Stimmungen auf uns, die Auslösereize sein können für ein Suchtverlangen. Hier ist eine gewisse Achtsamkeit wichtig, dass man merkt, welches Potential sich hier entfalten kann und zwar bevor die Erwartung einer Stimmungssteigerung oder der Erwartung der positiven Wirkung des Suchtmittels sich festsetzen. Meist kann man die Situation auch verlassen, wenn man merkt, dass der Boden zu heiß wird. Es hilft, vorausschauend zu sein und sich vorzustellen, was in bestimmten Feiertagssituationen auf einen zukommen könnte und sich darauf gedanklich vorzubereiten.

  • Übung: Was sind meine Risiken in der Advent- und Weihnachtszeit? Wie kann ich mich schützen?

Virtueller Glückskeks: Fragen am Abend

Sich gelegentlich abends einige Fragen zu stellen führt nach Dr. Markus Ebner dazu sich der eigenen Stärken besser bewusst zu sein, selbstbewusster zu sein und mehr Dankbarkeit zu spüren.

Er entwickelt 4 Fragen zur Selbstreflexion (Evening Questions):

  • Was hat mir heute Freude bereitet?
  • Wobei habe ich mich heute lebendig gefühlt?
  • Wem und wofür kann ich heute dankbar sein?
  • Welche meiner Stärken konnte ich heute nutzen?

 

  • Übung: Vielleicht probieren Sie einige Abende mal aus, sich diesen Fragen zu stellen und spüren nach, ob das einen guten Effekt hat.

Infobox: Können Tiere eigentlich auch selbstlos reagieren

Viele Tierbesitzer würden das bejahen und den Schäferhund zitieren, der bei dem kranken Herrchen ausharrt. Ähnliches gibt es im Tierreich jedoch auch bei anderen Tieren. So adoptieren Schimpansen verwaiste Jungtiere. In Experimenten lernen Ratten andere Labortiere zu befreien, indem sie Käfigtüren öffnen oder Elefanten tragen mit ihren Stoßzähnen verletzte Artgenossen aus einer Gefahrensituation.

Wir Menschen haben also durchaus Unterstützung im sozialen Handeln.


Forsetzungsrubik 2021

Mehr positive Gefühle ins Leben bringen. HEUTE: EHRFURCHT

Dieses positive Gefühl kommt leicht angestaubt daher. Die aktuelle Bezeichnung ist vielleicht eher ein „Wow-Erlebnis“ zu haben. Ich kenne mich in Jugendsprache nicht so aus, aber vielleicht passt auch „total geflashed“ zu sein!?

Dies Erleben überwältigt. Körperlich kann es sein, dass der Mund offen stehen bleibt, ein Schauer den Rücken runter läuft oder eine Gänsehaut entsteht. Man kann sich bei der Ehrfurcht als Teil eines größeren Ganzen fühlen z. B. bei einem Rockkonzert in einem Stadion.

Der Auslöser von Ehrfurcht kann ein Naturerlebnis sein, ein Sonnenuntergang, ein Sternenhimmel, eine religiöses Erfahrung, ein Kunstwerk oder die Ausstrahlung eines bestimmten Menschen. Kinder sind noch viel eher als Erwachsene zum Staunen in der Lage. Erwachsene haben das verlernt oder versuchen cool zu bleiben und lassen sich nicht so gerne von einem Erleben überwältigen. Befragungen zeigen, dass Ehrfurcht zu verstärktem Altruismus und zu Großzügigkeit führt. Zudem kann das Erleben von Ehrfurcht einen eigenen Lern- oder Entwicklungsprozess anstoßen.

"Wer sich nicht mehr wundern und in Ehrfurcht verlieren kann, ist seelisch bereits tot." (Einstein)

  • Übung: Was führte bei Ihnen zuletzt zu einem Erleben von Ehrfurcht? (Natur, Kunst, Menschen, Weltraum, Funktionieren des Körpers, Musik etc.) Wie war das? Soll das häufiger passieren? Was ist dabei der erste Schritt?

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